Mittwoch, 12. Februar 2014

Von Sehenswürdigkeiten und konservierten...


Nach der turbulenten Woche beschlossen wir am Sonntag endlich die Stadt zu erkunden. Ausgerüstet mit Stiefeln, Winterjacke, Schal und Mütze wagten wir einen Spaziergang ins Unbekannte. Von der Kasanskaja aus liefen wir nach links, den Newskij Prospekt hinunter. Auf der Straße rauschten Autos vorbei, Menschen liefen in ihrer gewohnten Hektik zur Arbeit, zum Einkaufen oder wo man sonst noch so hektisch hinlaufen kann. So ist ein ganz normaler Sonntag in St. P.. Hier haben selbst am Sonntag einige Bars und Geschäfte entweder lange oder sogar 24 Stunden geöffnet.                                                            So setzten wir unseren Weg zur Eremitage fort.


Schlange vor der Eremitage



Es ist eines der bedeutendsten Kulturmuseen der Welt und beinhaltet unter anderem Werke von Picasso, da Vinci und Rembrand. Allerdings muss man viel Zeit für einen Besuch der Eremitage mitbringen, da nicht nur die Ausstellung sehr umfassend ist, sondern auch die Schlange vor dem Eingang einige Meter misst. Von dort aus gingen wir direkt auf die Wassiljewski Insel. Hier teilt sich die Newa in die kleine und große Newa. 
Eremitage C. by Julka




Newa
Rostra-Turm














Das Markenzeichen sind zwei 32m hohe Rostra-Säulen. An diesem Platz hielten während unseres Spazierganges mindestens 4 Limousinen, aus denen immer wieder ganze Hochzeitsgesellschaften stiegen. (Wenn ich mich nicht irre, wird in Russland meist an Sonntagen geheiratet.)  


Kunstkammer


Auf der linken Seite befindet sich die Kunstkammer, das älteste Museum Russlands. Das Museum stellt dort die Entwicklung der menschlichen Zivilisation vor. Hier findet man neben abnormalen Feten auch den konservierten Kopf des Liebhabers von Katharina der Ersten. (Hach, das lässt mein Biologen-Herz höher schlagen. =P) Übrigens ließ Zar Peter der I dieses Museum errichten um sein Volk zu bilden. 
Daher war früher nicht nur der Eintritt kostenlos, nein, man erhielt noch zusätzlich eine Tasse Kaffe. 

Sphinx



Auf unserem weiteren Weg am Universitätskai trafen wir auf zwei Sphinxe. Diese wurden im Jahr 1832 aus Ägypten nach St. P. gebracht. Der Transport dauerte damals mit dem Schiff ein ganzes Jahr. Neben den Sphinxen, etwas weiter am Wasser, stehen zwei Greife aus Bronxe. Die St. Petersburger glauben, dass sie Wünsche erfüllen können. Man muss den Figuren entweder über den Kopf streichen oder den Wunsch in ihr Ohr flüstern. Auch hier trafen wir , oh welch Wunder, einige Brautpaare an. 


Isaakskathedrale
Nach dem wir todesmutig eine der zerfallensten Gassen, mit herabfallenden Eisblöcken, durchquert hatten erreichten wir schließlich die Isaakskathedrale. Die Kathedrale ist eine der größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Dort haben wir gleich versucht die altkirchenschlavischen Innschriften zu entziffern. Лейдер фергеблих. (Leider vergeblich=) Nach einem Mittag-/Abendessen in der aserbaidschanischen Kantine (Es gab türkische Frikadellen mit Plow) kehrten wir voller Eindrücke und einem ebenfalls vollen Bauch in unser uriges Wohnheim zurück.

Sonntag, 9. Februar 2014

Von Kulturschock, Botox und nur einem Zimmerschlüssel

St. P. ist so schön wenn die Sonne scheint. Heute morgen auf dem Weg zum Sprachenzentrum lag ein leichter Glanz über der Stadt. Alles erschien weniger grau und weniger kalt. Das wird ein guter Tag dachte ich mir. Bis wir auf die glorreiche Idee kamen Valentina, die Leiterin des Sprachenzetrums, darauf anzusprechen, ob wir  unsere Kurse nicht überwiegend in der phil. Fak. machen können. Valentina spitze, auf gewohnte Art, ihre Lippen und das hatte nichts gutes zu sagen. ,,Mädchen geht nach oben, ich werde euch heute unterrichten." (Dabei haben wir bei ihr keinen Unterricht.) Da haben wir sie wieder. Die macht der Autorität. Und was für eine. Brav gingen wir nach oben und bereiteten uns mental auf eine Diskussion vor. Letztendlich kam nicht viel neues dabei raus. Wir können uns aussuchen was wir machen wollen aber eigentlich auch nicht. Und eigentlich sind alle Lehrenden super ausgebildet aber jeder Lehrer kommt entweder zu spät oder gar nicht.  Ich glaube er schleicht sich langsam ein. Der Kulturschock. Kein ehrliches Lächeln, keine Ordnung, kein Freiraum. Dafür bot das Shoppingcenter ,,Galeria" grenzenlose Vielfalten und Freiräume für den großen Geldbeutel. Willkommen in der Welt der reichen und schönen. Von Michael Kors, Armani, Lacoste bis Zara, Topshop, Stradivarius, sämtlichen Pelzgeschäfte und noch vieeeelll vieeelll mehr. In St. P. trägt übrigens jede zweite Frau Pelz. Ob an den Schuhen, an den Handschuhen, als Mütze, als Kragen oder einen ganzen Mantel aus Pelz. (Ein Albtraum für Tierschützer.) ,,Wenn so viele Leute Pelz tragen, dann kann´s ja nicht so teuer sein." Mit diesem Gedanken betraten wir das Pelzjacken-Fachgeschäft. Teuer, ist ja meist relativ und so setzten wir nach dem Blick auf das erste Preisschild (Herzinfarkt) unbeirrt den Weg durch den Laden fort. Pelze in braun bis orange, in kurz, lang oder als Weste. Das günstigste Modell ab 2.000,00€. Vielleicht bleibe ich dann doch bei meiner Daunenjacke ;) Was kann ich euch noch erzählen? Bleiben wir doch bei den Frauen. Russische Frauen erfüllen hier tatsächlich viele Klischees. Trotz Glatteis und Schneemassen lassen sich die überaus schlanken Russinin nicht davon abhalten auf mindestens 10 cm hohen Absätzen durch die Straßen zu stolzieren. Das Stolzieren ist dazu noch sehr energisch, der Blicks gerade aus und in sich gekehrt. (Meistens telefonierend) Dann kommt der Mund. Ich habe noch nie so viele gebotoxte Münder gesehen. Besonders in unserem Fitnessstudio (ich glaube, wir haben uns das teuerste in St. P. ausgesucht) laufen lauter gebräunte Frauen mit dicken Lippen rum. Solche Frauen trifft man allerdings nicht in Bars die eher auf unseren Standart ausgerichtet sind.
Wie z.B. der ,,Pizza Bar", in der wir die Eröffnung der olympischen Spiele mitverfolgt haben. Dort ist es einfach, gemütlich und ein Bier kostet tatsächlich nur 2-3€. Bei der Eröffnung der olympischen Spiele war es in der Bar sehr voll und sehr laut. Sobald die russischen Spieler oder Putin gezeigt wurde  haben die Gäste gejubelt und geklatscht. Na meine lieben Landsleute, wer würde tatsächlich klatschen wenn man Merkel im TV zeigen würde?! Ein Hoch auf den Patriotismus! Als Julia und ich dann gegen 1Uhr zu unserem Zimmer zurück kehrten, fanden wir ein Schild an der Tür. Ja,das ist der normale Alltag dreier Austauschstudenten mit nur einem Zimmerschlüssel. ;)

Freitag, 7. Februar 2014

,,Sie sprechen aber gut Russisch."


Chronisch müde ( aber das kennt man ja von mir) schleppte ich mich heute morgen zur phil. Fak.. Ich will Sonne. Ich will, dass es warm ist. Aber soweit ich weiß kommt dieses Wetter erst auf, wenn ich St. P. verlassen muss. Nützt ja nix. Dann raus in die Kälte. ,,Scheton-Dame“, Rolltreppe, Metro, auf die Straße und schön darauf achten, dass man nicht überfahren wird.
In der phil. Fak. angekommen suchten wir Raum 20. Ha!  Das mit der Raumanordnung ist in Russland so eine Sache für sich. Nach 50 kann 16 kommen oder nach 26,27, 28 plötzlich 12. Hm und so liefen wir verwirrt durch die Uni und fragten schließlich eine der Rezeptionistinnen. (In Russland gibt es in den meisten öffentlichen Gebäuden Rezeptionisten oder Wächter. ,,Wie kommen wir zu Raum 20?“,  fragte ich. ,,Studentenausweis!“, sagte die Dame mit den kirschroten Haaren. Dann kam mein Standartsatz: ,,Wir sind Studentinnen aus Deutschland und haben noch keinen Ausweis.“ Schließlich gab die Dame nach und erklärte uns den Weg und fügte hinterher ,,Sie sprechen aber gut Russisch.“ (Und in Deutschand sagen zu mir alle ich spreche gut Deutsch XD.) Nun gut.


Der Unterricht begann, welch ein Wunder, erst 20 Minuten später. Nach der zweiten Vorlesung und einem kleinen Lunch fuhren wir, unserem Mittagsschlaf entgegen, in unser Wohnheim. Dieser hielt jedoch nicht lange an. Wir lagen alle drei im Bett. Plötzlich stand die Putzfrau im Zimmer und redete etwas von Kakerlaken. Ich, noch völlig verwirrt, fragte noch mal nach. ,, Mir wurde angeordnet bei Ihnen im Zimmer Kakerlagenmittel zu verteilen. Bitte lassen Sie keine Lebensmittel offen liegen.“, sagte die mittlerweile auch verunsicherte Frau. Kakerlaken!
Warum nicht? =) Gegen 19:30 planten wir den Besuch eines Seminars im ,,Oktjaberskaja Hotel“. In dem zweistündigen Seminar ging es darum wie sich Frauen verhalten sollten, um eine positive Ausstrahlung zu erhalten. Der Saal war trotz vorheriger Anmeldung und limitierter Plätze komplett voll.
Amüsant war nur die Tatsache, dass ein ca. 70 Jahre alter Mann im Publikum saß und sich meldete als der Referent fragte wer aus der heutigen Sitzung etwas gelernt hat.(rechts im Bild)

Es lebe das Lernen

Heute war es so weit. Wir wurden unterrichtet. Voller Eifer fuhren wir mit dem Bus zum Sprachenzentrum. Erreichten das Gebäude und wollten beschwingt die ersten Treppen hinaufgehen. Bis uns eine Dame mit goldenen Zähnen fragte ,,Soooo, wo wollen Sie hin?". ,,Ähh, nach oben, zum Unterricht?????!" ,,Ahhh zum Unterricht!!!!" sagte sie über Ihre 5 goldenen Zähne lächelnd. ,,Und warum haben Sie noch Ihre Jacken an, keine Jacken in den Unterrichtsräumen!" Okayyy. Wir also wieder runter. Jacken abgegeben und wieder rauf in den 4. Stock. Zu Fuß. Jeeehhhej und ratet mal wie es oben war? --- Genau. Kalt! Aber nach der Nacht mit der ausgefallenen Heizung kann mich eigentlich nicht mehr viel erschüttern. Es war 9:40 - Unterrichtsbeginn. Keiner da. 9:45, keiner da.


9:55, keiner da. Um 10:00 flog die Tür unseres 4 Quadratmeter großen Raumes auf. Die Tasche flog schwungvoll auf den Tisch, die Dozentin seufzte tief und rollte mit den Augen. ,,Oah, bin grad aus dem Urlaub gekommen, noch keinen Plan was hier läuft", sagte die Person, von der ich in Russland als aller erstes unterrichtet wurde. Darf ich vorstellen meine Lehrerin. Jeeeheejjj. Habt ihr auch den Eindruck es wird immer besser? Naja, dann hatte sie den Faden doch schnell gefunden und mit uns einigermaßen 60 Minuten rumgekriegt. In der zweiten Stunde stand Sprachpraxis auf dem Programm. Nach dem wir 90 Minuten über Stereotype gesmaltalkt hatten lehnte sich unsere Dozentin zurück und sagte, ,,eigentlich weiß ich nicht was ich mit Ihnen machen soll, das ist alles viel zu leicht für Sie". Ach, so ein Zufall, das sagt man uns schon seit drei Tagen. Nach dieser neuen Erkenntlich eilten Julia (meine Leidensgenossin) und ich zum ,,Teelöffel" einer Pfannkuchen- Fastfood-Kette. Innerhalb
von 20 Minuten schlangen wir unser Mittagessen runter um jah pünktlich zur dritten Stunde zu sein. Es lief so ab: Suppe, Pfannkuchen mit Käse und Schinken, Pfannkuchen mit gezuckerter Kondensmilch, Tee, anziehen, rausrennen, hoch rennen, sitzten. 
Zwei Minuten warten, fünf Minuten Warten, Zehn Minuten warten. Mmmjaaa. Keiner da. Aber dafür habe ich bestimmt einen Rekord im Pfannkuchen-Wettessen aufgestellt. Auf dem Weg zum Wohnheim gingen wir in das Fitnessstudio gegenüber. ,,Fitfashion". Der Name ist Programm. Wir betraten die weißen Hochglanzfliesen. Stülpten uns blaue Schutzfolie über unsere Schuhe und wateten zum Büro der Managerin. Diese nahm uns freundlich in Empfang und führte uns durch das dreistöckige Hochglanz-Studio. Wir vereinbarten gleich ein Probetraining für 18 Uhr am selben Tag. In der Zwischenzeit widmeten wir uns unserer Lieblingsbeschäftigung.

Es ist nicht die Erkundung der Stadt, das Erlernen neuen Vokabulars und auch nicht das Knüpfen neuer Kontakte. Nein. Es ist das Schlafen. Spätestens am Nachmittag ist man hier einfach nur noch kaputt und müde. So  legten wir ein Nickerchen ein und sprangen kurz vor 18 Uhr hektisch im Zimmer herum, weil wir fast das Probetraining verschlafen hätten. Schließlich standen wir im Tainingsraum gespannt was sich unter dem Kursnamen ,,Body Art" versteckte. Nach 55 Minuten Verrenkungen und einem roten Gesicht gönnten wir uns noch einen Saunabesuch und den Luxus einer Dusche nach der man nicht das gesamte Badezimmer wischen muss. 

Donnerstag, 6. Februar 2014

Lermontow mein Leidensgenosse

Wieder mal zu früh an der Uni angekommen (es lebe die deutsche Pünktlichkeit) machten ich und meine Mitbewohnerin einen Spaziergang an der Newa und tranken einen Cappuchino im Time-Cafe. Im Time-Cafe muss man sich mindestens 25 Minuten aufhalten und bezahlt dafür 50 Rubel (ca. 1€), Kekse, Tee, Kaffe inklusive.
Danach zurück zur phil. Fak.. Dort erzählte uns Daria (sehr freundlich) welche Vorlesungen wir belegen könnten und dass bereits russische Dichter und Schriftsteller wie Pushkin und Lermontow an dieser Fakultät waren.Davon beeindruckt beschlossen wir einen selbst organisierten Rundgang durch die Fak.. Was für russische Studenten normaler Alltag ist, war für uns ein historischer Museumsrundgang.
Zurück auf der Kasanskaja nahmen wir ein ausgiebiges Abendessen (klare Pilzsuppe,Karottensalat und ein Pfannkuchen mit Pilzfüllung ca. 3€) zu uns und kauften zahlreiche Reinigungsmittel im ,,Dixi"(tatsächlich der Name eines kleinen Supermarktes)um unser Zimmer auf einen einigermaßen akzeptablen hygienischen Stand zu bringen. Zwischendurch statteten wir den Damen auf der 3. Etage (Reinigungskräfte) einen kleinen Besuch ab. Es ging um die Bitte unser Rohr unter der Dusche reparieren zu lassen, da nach jedem Duschen das ganze Bad geflutet wird. Die Dame riss die Augen auf...naja =), ähnliche Geschichte wie mit der ,,Scheton-Dame".Es lebe die russische Freundlichkeit.



,,Bitte einen Scheton"


Am 3.Tag hatte ich den Auftrag Passfotos für das Multivisum zu machen. Ich hatte mir den Laden und die Route dorthin feinsäuberlich rausgesucht. Um 8:45 ging ich aus dem Haus und kehrte um 10:45 wieder zurück. Und ratet mal! Natürlich ohne Passfotos. Dafür reich an Erfahrungen wie unglaublich chaotisch hektisch und rutschig es morgens in St. P. ist. Einige Fußgängerwege waren mit rot-weißem Band abgesperrt. ,,Was soll das?“ fragte ich mich, guckte zum Dach und wusste was es soll. An den Häusern hier verlaufen Regenrinnen im Durchmesser von 30cm, von oben nach unten und enden kurz vor dem Asphalt. Manche Regenrohre frieren bereits oben zu und es bilden sich 2 Meter lange Eis-Stalagtiten, die in 20 Meter Höhe über den Fußgängerwegen hängen. Ahhhha. Nun gut. Nach diesem zweistündigen Spaziergang frühstückte ich und machte mich auf den Weg zur philologischen Fakultät.
In der Metrostation angekommen sagte ich zu der Frau hinter der Scheibe ,,Bitte einen Scheton" (eine Art Taler)und wartete bis sie mir den Preis nannte. Sie zog die Augenbrauen hoch. Ich zog die Augenbrauen hoch. ,,Ja los, das Geld!" sagte die robuste Frau fordernd. Achso, ja stimmt. ,,Bitte, danke, auf Wiedersehen" ist hier teilweise sehr überflüssig. Aber auch ohne überflüssige freundlichkeits-Flosskeln kann man hier zu Lande eine ,,Scheton" erstehen. Auf einer Rolltreppe ging es dann ca. 4 Minuten unter die Erde. Die Metro selbst sieht man von außen kaum. Wenn sie ankommt öffnen sich schwere Metalltore und dann die Türen der Metro.

Mittwoch, 5. Februar 2014

,,Haben Sie noch Fragen?"

Am nächsten Morgen ging es in das ,,International student office“. Registrieren, Gebühren zahlen, Zahlung quittieren lassen, zurück zum Office, Reisepass abgeben, irgendwann abholen, wieder irgend etwas irgendwann zahlen und irgendwie irgendwo für irgend etwas quittieren lassen. ,,Haben Sie noch Fragen?“ fragte unsere Sachbearbeiterin. ,,Ähhhhm, nein.“ ------- Verwirrt! oder Verwirrend! oder beides. Wenigstens waren wir zu fünft, zwar einer ahnungsloser als der andere, aber hey, wir waren immerhin zu fünft.Gegen 13 Uhr zog unsere kleine Herde dann los.
Es ging zum Sprachenzentrum. Dort erklärte uns Valentina, die Leiterin des Zentrums, dass wir unsere Schuheinlagen immer trocken halten, unsere Taschen stets vor dem Bauch tragen und niemals, aber wirklich niemals Wodka mit Bier trinken dürfen. Und schon gar nicht mit den Russen. Okay, wo sind wir hier nur gelandet. Nach dieser recht merkwürdigen Intro wurden Einstufungstests verteilt. Die Aufgaben erinnerten mich stark an die, eines russisch Professors in meiner Heimatuni ;) Danach folgte eine mündliche Prüfung und Valentina stufte mich in den Höchsten Kurs ein und trug mich gleich in einen Club ein.(Ich bin nun stolzes Mitglied eines Musik Clubs.) Dann fragte sie mich ob ich nicht auch Präsentationen an der Uni halten möchte. Leute, spätestens da setzte bei mir der fight or flight Effekt ein. Herjemine. Nein, danke.
Nach dieser Aufregung und einem Mittagessen (wir müssen immer auswärts essen) fuhren wir zurück zum Wohnheim. Kurz ausgeruht und wieder auf den Newskij Prospekt. Ziel: Sim-Karte und Internet kaufen. Leichter gesagt als getan. Erst nach 1,5 Stunden fanden wir den Laden, den ich unbedingt gesucht hatte. Übrigens darf man in St. P. nicht zu nah an der Straße laufen. Hin und wieder fahren Autos so vorbei, dass sie eine Matschpfütze erwischen bzw. volles karacho durchrasen. Ergo eine meterhohe Schnee-Matsch-Dreck-Fontäne.
Im Anschluss beschlossen wir noch ein kleines Abendessen in der ,,Samadeva“ auf der Kasanskaja einzunehmen. ,,Samadeva“ stelle sich als ein vegetarisch-esoterisches Restaurant heraus. Es war klein, bunt gemütlich und seeeehr esoterisch. Die Frau die uns bediente, trug ein Stirnband, eine Woodstockbrille und sehr weite Kleidung, vermutlich aus Bioleinen ;) Viel konnten wir mit diesem kleinen Lädchen nicht anfangen und beschlossen etwas hipperes auszusuchen. Nachdem uns die Preise im ,,Barrel“ (6€ ein Bier) etwas erschrocken haben gingen wir in die ,,PizzaBar“ und ließen dort den Abend in einer Mädelsrunde ausklingen.

...erstmal einen ,,Gute-Laune-Tee"

Nun gut, da müssen wir durch. Ich schloss mein Zimmer auf. Vor mir drei Betten mit Nachtschränkchen, ein kleiner Kleiderschrank rechts, ein Schreibtisch, drei Stühle und ein kleiner Fernseher links. Das ist Russland, dachte ich mir. Seit den 70ern ist nichts weg gekommen und eben so wenig dazu gekommen. So guckte ich mich im Zimmer um und widmete mich meinen Koffer. Wie aus einer Schatzkiste zog ich eine Sache nach der anderen aus dem Koffer und verstaute sie in meinem kleinen Nachtschränkchen. Da saß ich nun alleine in meinem kalten Zimmer. Ein Hoch auf den ,,Gute-Laune-Tee“ und ,,Etelser Dreierlei“. 
Nach der kleinen Stärkung beschloss ich St. P. auf eigene Faust zu erkunden. Ich packte mich warm ein (-19°C) und ging auf den Newskij Prospekt. OMG Stellt euch vor alles was ihr seht ist eine Sehenswürdigkeit. Alles ist verschneit, groß, bunt, laut und schnell. In der Seitenstraße sah ich ein Gebäude, welches mich an die Basilius Kathedrale in Moskau erinnerte. Es ist die Christus-Auferstehungskirche. Erbaut von 1883-1907. Von dort aus ging ich zurück auf den Newskij Prospekt, schaute mir ein Feuerwerk an, wechselte Geld und kaufte ein paar Lebensmittel. Zurück im Wohnheim erwarteten mich meine Mitbewohnerinnen. Eine Finnin und eine Deutsche. 
Da war ich nun mit zwei wildfremden Menschen, 5 Monaten und keiner Ahnung was kommen wird. Doch wer nicht wagt der nicht gewinnt. 

,,...und auf dem Zimmer ist die Heizung ausgefallen."


Puhhh Gott sei dank. Es hat tatsächlich geklappt - ich wurde abgeholt. Ganz nach russischer Manier schnappte Alexandr ( genau so klein wie ich ) nach meinem überdimensional großen Koffer und schleppte ihn zu unserem Taxi.


Ich setzte mich ins Auto und griff nun nach ,,deutscher Manier" nach dem Anschnallgurt. Wer braucht schon Anschnallgurte. Der Taxifahrer drückte auf´s Gaspedal und wir rauschten los. Auf dem Weg zum Wohnheim erzählte mir Alexandr (unser Betreuer) etwas über die Sehenswürdigkeiten St. Peterburgs, doch nicht nur das beeindruckte mich. Der absolut wirre Verkehr und Pkw´s mit nicht vorhandenen Nummernschildern forderten ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Schließlich erreichten wir das Wohnheim auf der Kasanskaja. ,,Sie wohnen mit zwei anderen Mädchen und auf dem Zimmer ist die Heizung ausgefallen."Waren die ersten Worte der Rezeptionistin. 

Dienstag, 4. Februar 2014

,, Sie sind Anna?"

Hallo meine Lieben. Schön, dass ihr hierher gefunden habt. Nach dem gestrigen Ansturm habe ich mich kurzer Hand entschieden einen Blog zu eröffnen. Nun könnt ihr jeder Zeit meine Seite besuchen und in Erfahrung bringen, was mir hier tagtäglich widerfährt =)


Fangen wir dann ganz von vorne an. --- Am 2.2.14 war es so weit. Das Abenteuer St. Petersburg konnte beginnen. Ich verabschiedete mich von meinen Lieben <3 - ging durch die Zollkontrolle, durch die Passkontrolle und schließlich den Gangway entlang. Nach einem Sandwich, einem Wasser und einer Jolie (danke Mädels ;)) stand ich schon auf russischem Boden. 
Ich reichte meinen Reisepass der russischen Zollbeamtin. Diese musterte erst mich, dann meinen Reisepass mit strengem Blick und fing an etwas wild in ihren Computer einzutippen. Runzelte dabei die Stirn und tippte weiter. Das ganze dauerte ganze 10 min und so langsam schlich sich bei mir das ungute Gefühl ein, dass ich doch etwas mit dem Visum falsch gemacht haben muss. Ich versuchte einen ebenfalls strengen Blick aufzuwerfen und wartete geduldig. Geschafft. Die Beamtin streckte die Hand aus und reichte mir meinen Pass. So ging ich weiter zur Gepäckausgabe und schließlich den Greenway entlang. Dann öffnete sich die Schiebetür und eine Masse von Menschen stand mir gegenüber. Einige hielten weiße Schilder mit Aufschriften vor ihren Bäuchen. 
Und siehe da ,,Herzen University" WOOOOOHHOO. ,,Sie sind Anna?" Fragte mich Alexandr.